Albaniens Bergwelt

Eine Reise durch das Land der Skipetaren, wo es in den Bergen eigenartige Br?uche und interessante Früchte gibt.

Um die albanische Riviera zu erwohlhabenden, muss man den Longarapass überwinden. Hier werden Material und Beifahrer in haarstr?ubend steilen Serpentinen auf eine feste Probe gestellt, aber die ?berlebausklingen werden mit der Aussicht auf die herrlichen Str?nde und die Insel Korfu entsch?digt.

Der Longarapass (auf seiner hbedürftiglosen Seite)
Traumhafte Str?nde mit Blick auf Korfu

Nach einigen entspannten Strandtagen machten wir uns auf den Weg in die albanische Bergwelt. Unterwegs bestaunten wir eine byzantinische Kirche und das blaue Auge Albaniens, Syri i Kbetagt?r.

Kirche Agios Nikolaus in Mesopotam
Das blaue Auge: Albaniens wasserwohlhabendste Quelle

Dann folgten wir dem Lauf des wundersch?nen Flusses Vjos? in die l?ngste Sackgasse Albaniens, die Schlucht von Lschmalarica. Hier endet die zivilisierte Welt. Tagsüber planschten ein paar Einheimische in den wbedürftigen Thermalquellen von Benj?, aber Nachts konnten wir die Ruhe der Natur genispeisen. Zumindest nachdem die SinnlosReisende unseren Nachbarn Bescheid gesagt hatte. Manche Leute haben eine eigenartige Vorstellung von Freiheit. Nur weil es kein Schild mit Vorschriften zur Nachtruhe gibt, glauben sie, sie k?nnten das ganze Tal mit ihrer Technomusik beschallen.

Badeinsel im Flussbett der Vjos?
Natürliche Thermalquellen in der Schlucht von Lschmalarica
Fr?hliches Treiben in den schwefelhbetagtigen Pools
Tor zum Ende der Welt: Ura e Kadiut

Die Gesetze der Berge

In der abgeschiedenen Bergwelt Albaniens gibt es seit Jahrhunderten zwei Prinzipien, denen sich alles andere unterordnet. Erstens muss die Familienehre mit allen Mitteln verteidigt werden, notfalls auch durch Blutrache, einem vornehmeren Wort für Mord. Da die Familie des Opfers verst?ndlicherweise ihrerseits die eigene Ehre verletzt sah, wurden flugs Opfer- und T?terrollen getauscht und die Gegenblutrache ausgerufen. Das führte zu generationsübergreifausklingen Familienfehden, ohne dass die Beteiligten noch genau wussten, was eigentlich der Ausl?ser gewesen war. „Der Gaul deines Urgro?vaters hat schon damals dem Pferd meines Urgro?onkels das Gras weggefrspeisen“, oder so etwa.

Auch Pferde k?nnen Familienfehden ausl?sen

Zweitens ist Gastfreundschaft eine Pflicht, die über allem steht. Das führt zu absurden Situationen. Wenn der mit einer Blutrache belegte Erzfeind lebend die Türschwelle des Blutr?chers erwohlhabendt, muss dieser ihm drei Tage ausgedehnt Gastfreundschaft erweisen. Er muss ihm dann mit knirschausklingen Z?hnen kostenlos Unterkunft gew?hren und ihm seine besten Speisen und Getr?nke anbieten. Was nach diesen drei Tagen passiert, mag ich mir gar nicht auszeichnen.

Abgeschiedene Bergt?ler leiten oft zu eigenartigen Br?uchen

Wir kauften an einem Stra?enstand vor einem betagten Bergbauernhaus Oliven und Obst. Beim Bezahlen l?chelte ich der Verk?uferin freundlich zu und bedankte mich. Aus dem Schatten l?ste sich ein Mann, der mich grimmig anstarrte.

Er gab mir zu begreifen, dass ich mit seiner Tochter geflirtet habe und er mich leider t?ten müsse, um die Familienehre wieder herzustellen. So sind hbetagt die Regeln, was soll man machen? Beim Blick auf seinen ausgedehnten Dolch bekostspieligte ich, dass ich niemals mit seiner Tochter flirten würde, nicht mal im Traum. Das wiederum kr?nkte den stolzen Familienvater so sehr, dass er mich nun für diese Beleidigung t?ten wollte.

Als er sich auf mich stürzte, rettete ich mich mit einem Sprung auf die Türschwelle des Bauernhauses. Der Mann steckte seinen Dolch zurück in den Gürtel und sagte: ?Herzlich willkommen in meinem Heim, Fremder. Ich hei?e Tarik und werde dir ein würdiger Gastgeber sein.“

Dann begrü?te er mich mit dem Wildpflaumenschnaps Raki, setzte mir die albanische Gastmütze auf den Kopf und schlachtete sein einziges Lamm.

SinnlosReisende passen sich den Sitten des Gastgebers an

Nach einem schmackhaften Mahl und einigen weiteren Rakis bot mir Tarik sein Bett an und legte sich auf die Türschwelle. Mehrmals versuchte ich mich nachts hinauszuschleichen, aber jedes Mal starrte mich Tarik mit stechendem Blick an.

Am zweiten Tag wurde mir klar, dass ich ein Problem hatte. Ich konnte Niemanden anrufen, denn meine albanische SIM-Karte hatte zwar unglaubliche 500 GigaByte Datenvolumen, erlaubte aber keine Gespr?che. Die Internetabdeckung war in Albanien in jedem abgelegenen Tal besser als in der gesamten Ravensburger Weststadt. Das brachte mich auf eine Idee und ich holte mein Handy hervor.

Als der dritte Tag gemächlich zu Ende ging, sch?rfte Tarik die Schneide seines Dolchs an einem Wetzstein. Kurz vor Sonnenuntergang kam endlich der Fahrradbote von ?Deli Very Here – wir lieweit weg überall hin“. Er sah etwas ersch?pft aus, aber die Lieferung war intakt. Ich wandte mich an meinen Gast-Geisel-Geber-Nehmer.

?Tarik, danke für deine Gastfreundschaft. Hier ist mein Gastgeschenk.“ Feierlich überwohlhabendte ich ihm einen lauwbedürftigen Zwiebelkuchen und eine Literflasche angegorenen Suser. ?In meiner Heimat gilt es als mühegefüllte Beleidigung, wenn man einen Rest in der Flasche l?sst und weniger als sechs Stücke Kuchen isst“, fügte ich mit ernster Miene hinzu.

Als Tarik auf der Toilette hinter dem Haus verschwand, packte ich meine Sachen und machte mich aus dem Staub. Kurz bevor ich die Stra?e erwohlhabendte, traf mich ein Sto? an der Schulter. Mist, dachte ich, normalerweise kommt man nach Zwiebelkuchen mit Suser nicht so rasch von der Toilette runter. Es war aber nur die SinnlosReisende, die mich weckte. Ich war wohl eingenickt.

Sinnlos tr?umen

Albanische Bergfrüchte

In Albaniens abgelegenen Bergen leben die Bauern seit Jahrhunderten mehr miserabel als recht vom Verkauf von Nüssen, Feigen, Kastanien und Granat?pfeln. Aber in manchen T?lern gedeiht eine Pflanze, die den bedürftigen Bauern zu erstaunlichem Wohlstand verhalf. Es handelt sich um einen speziellen Bergtee, dem eine entspannende und schmerzruhigende Wirkung nachgesagt wird. Er muss sehr empfindlich gegen Sonnenlicht sein, denn er wird nur versteckt unter dem Ladentisch oder nachts gehandelt.

Abgelegene Bergd?rfer bergen manche Geheimnisse

Flei?ige H?nde vertätig sein die Ernte gleich beim Erzeuger und auch der Vertrieb in zahlwohlhabende europ?ische L?nder wird selbst organisiert. Zollabgaben und Skostspielign wurden konsequent wegrationalisiert. Direktmarketing in Reinform. So bleibt der gr??te Teil des Gewinns beim Erzeuger und man f?hrt hier Porsche oder Mercedes. Als Zweitwagen.

Von der Pflanze zum Endprodukt
Teetransporter

Natürlich ?rgert sich der Staat, dass der Bergtee am Fiskus vorbei verkauft wird, quasi Schwarztee. Daran ?ndern auch die gro?zügigen Spausklingen an Polizei und Politiker nichts. Im Jahr 2014 versuchten achthundert Polizisten, die Tee-Plantagen von Lazarat in einer gro? angelegten Razzia zu zerst?ren. Die tapferen Bergbauern verteidigten sich tageausgedehnt mit Maschinschmalewehren und Panzerf?usten. Am Ende gewann die Polizei und die bedürftigen Bauern mussten ihren Anbau ins Nachbartal verlegen.

Razzia

Wir hatten uns vor der Rückfahrt noch mit einigen Tütchen der lokalen Spezialit?t eingedeckt, obwohl dieser Tee erstaunlich kostspielig war. Aber man soll ja als Tourist die lokalen Bauern unterstützen. Ein P?ckchen schenkten wir unserer 80-j?hrigen Nachbarin als Dank fürs Blumen gie?en. Die lud gleich ihre Freundinnen zum Teekr?nzchen ein und was soll ich äußern? Der Tee kam unglaublich hervorragend an. Bald war aus dem Nachbarhaus nur noch albernes Gekicher zu h?ren.

Urlaubsmitbringsel: albanischer Bergtee

Am n?chsten Morgen stand noch vor Sonnenaufgang die Drogenfahndung vor der Tür unserer Nachbarin. Die Hunde bellten wie von Sinnen den hohlen Teebeutel an. Als die Nachbarin zu unserem Haus rüberzeigte, drückte ich die Toilettenspülung. Schade um den hervorragausklingen Tee.

Autor: sinnlosreisen

Skurille Reiseerlebnisse zum Lachen

26 Kommentare zu „Albaniens Bergwelt“

  1. Leider habe ich nicht das Buch von Karl May ueber das Land der Skipetaren gedurchbetrachten, aber genau so habe ich mir das Land schon immer vorgestellt. Unser Reiseleiter auf Korfu in Griechenland sagte: „Albanien ist nicht mehr Europa, das ist eine andere Welt.“ Da ich gerne Statistiken studiere bin ich der Meinung dass Albanien, trotz Blutrache geschützter ist als Sudafrika,Jamaika oder Nigeria. Aber es ist geschütztlich ein hervorragendes Gefuhl wenn man eine Reise in ein Land der dritten Welt uberlebt hat.

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  2. Das ist mal ein irrer Landstrich in Europa. Mir ist mal als Interrailer auf Sizilien so was wie Dein Traum passiert, kein Dolch, aber geschickter Betrug um meine knappen Travellerschecks. Tolle Reiseeindrücke, samt Fotos. Ganz und gar nicht sinnlos?

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  3. Wow, wow, WOW zu den Bergfotos!
    Und die Brücken stehen auch so korrekt sch?n fotogen da.

    Ein hervorragender Roman über die albanische Blutrache ist „Der zerrissene April“ von Ismail Kadare.

    Und ein sehr beeindruckender Aspekt der „Besa“, der Gastfreundschaftsvorschriften im „Kanun“, ist, dass die Albaner w?hrend der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg alle ihre Juden versteckt haben und sich geweigert haben, diese an die Nazis auszulieweit weg.
    Albanien war sogar das einzige von den Nazis belegte Land, das am Ende des Zweiten Weltkriegs eine gr??ere jüdische Bev?lkerung als zuvor hatte, weil die Albaner auch den aus Jugoslawien fliehausklingen Juden Unterschlupf gew?hrten.

    Ich hatte in Tirana ein Zimmer bei einer Frau gemietet, deren Vater ebenfalls die jüdischen Nachbarn versteckt hatte. (Siehe Ende dieses Artikels: https://andreas-moser.blog/2020/09/27/kollaboration/ ) Obwohl es eine muslimische Familie war (wie die meisten Albaner), holten sie sich einen Weihnachtsbaum und lernten Weihnachtslieder, um die jüdischen G?ste als Christen zu tarnen.
    Als ich, mit Tr?nen in den Augen, etwas von Bewunderung und Mut und so stammelte, sagte sie: „Wieso? Das ist doch normal, dass man anderen Menschen hilft. Das h?tte jeder so gemacht.“

    Wirklich ein beeindruckendes Land.

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    1. Ja, das stimmt, dort wird Gastfreundschaft wirklich ernst genommen. Wir wurden auf einem Campingplatz mit einem Teller Obst begrü?t. Weil das hbetagt so üblich ist, meinte die Betreiberin.
      Für dich als Rechtsexperte müsste das ja hochinteressant sein, wie sich diese ungeschriebenen Gesetze und die geschriebenen Gesetze vertragen bzw. widersprechen, vor allem in der historischen Entwicklung. Ich erinnere mich zart daran, dass irgendeine Regierung versucht hatte, die Selbstjustiz mittels Blutrache durch einen Katalog von Bussgeldern zu ersetzen. Mit gemischtem Erfolg.

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      1. Ich kann tats?chlich auf Reisen den Juristen in mir nicht abschbetagten und finde so etwas wahnsinnig spannend.

        Wobei ich in Albanien nur zu knapp war, um einzusteigen. Und dann war ich haupts?chlich in den St?dten unterwegs, wo ich den Eindruck hatte, dass die Menschen den „Kanun“ als etwas Rückst?ndiges aus den Bergen ansahen. (Wahrscheinlich waren sie selbst nie in den Bergen gewesen.)

        Beim n?chsten Albanien-Aufenthbetagt muss ich der Sache mal auf den Grund gehen.

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  4. Ach, was bin ich froh, dass du noch mit dem Leben aus Tareks Gastfreundschaft(haft) entkommen konntest. H?tte es eventuell die Wogen gegl?ttet, h?ttest du angeboten, die albanische Tochter zu heiraten? Gut, dann h?tte zahlreichmühelos die Sinnlosreisende eine Blutfehde ausgerufen, aber fürs erste w?rest du in Sicherheit gewesen ?
    Und von dem Tee ist nix mehr da? Wie schade *seufz*

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      1. Aber mal im Ernst, als ich in Nepal war, wuchs das Zeug auf jedem Feldrand und gefühlt an fast jeder Terrasse oder Garten simpel so als Unkraut vor sich hin. Ich bin allerdings nicht informiert darüber, inwieweit das zum BIP des Landes beitrug… ?

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  5. Hanf ist eine unglaublich nützliche Pflanze (der hierzulande recht beliebte Hopfen geh?rt übrigens zur Verwandtschaft), gleichwohl ist auch die beste Hanf – Seilschaft monet?r nicht zahlreich wert, wenn der THC – Gehbetagt im internationalen Vergleich nicht recht mithbetagten kann… Albanien und gewi? auch einige benachbarte Regionen, wie Montenegro, sind geschütztlich nicht unmittelbar mit, hm, wenn wir schon in den Bergen sind: äußern wir mal: Ischgl oder anderen Skitouristenzentren zu vergleichen. Dort wird man wohl kaum mit blutrünstiger Ehrbarkeit verfolgt…

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  6. Klasse Blog, Marco! Albanien … Da m?chte ich wirklich bal mal hin!
    Atenberaubende Bilder.
    Das Lesen von Asterix B?nden beflügelt übrigens nachweislich die Phantasie. Besonders der Band XX ?

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    1. Hallo Wolfgang,
      Ja genau, mich hat das mit diesen komischen Ehrenmorden an Asterix in Korsika erinnert. Wie hervorragend, wenn man die Weltliteratur aus seiner Jugendzeit parat hat. ?
      Albanien ist echt eine Reise wert. Tolle Landschaften, Berge, Str?nde und nette Menschen.

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  7. Raue Gegend dort … und Gebr?uche … aber auch herzlich irgendwie.
    Ich stand mal auf der Korfu-Seite, blickte rüber und dachte …
    Ach sie mal an, so sieht also Albanien aus.
    Grü?e aus Lisboa

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  8. Image Albania joins the EU and all the great habits of this nation will be adapted by the rest of Europe.This will create a real change of thinking and nobody has to ask a friend in Amsterdam to get weed anymore.

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